Dienstag, 3. Juli 2007

Vogelfrei

Ein vogelfreie Mensch in früherer Zeit bedeutete, dass er keinen gesetzlichen Schutz seines Lebens, Eigentums oder sonstiger Rechte besaß. Er konnte von jedem straffrei gelyncht, verletzt oder ausgeraubt werden.
Auf das Heute übertragen, kann es einem ähnlich ergehen. Nicht mehr gelyncht, aber ausgestoßen, abgelehnt, verleugnet, kaum noch erwähnt, ignoriert, in ihren Hoffnungen beraubt und in ihren Seelen arg verletzt, bewegen sie sich im Hier und Dort.
Kaum erkennbar, dass sie gerade leiden, sie mehr und mehr kaputt gehen, jeglichem Vertrauen beraubt. Sie irren umher auf der Suche nach Befreiung, nach all den Versprechen, auf der Suche nach Vertrautem, nach Zuneigung, nach Trost, nach Umarmung, nach Anerkennung, nach einer logischen Erklärung für das was sie erleben und erleiden, ja nach einem Ausweg um endlich dem zu entkommen. Und immer wieder kreist es um nur einer einzigen Frage: warum?
Der Vogelfreie stirbt tagtäglich ein Stück mehr, lässt nichts mehr zu, verkriecht sich, sondern sich ab, möchte nicht mehr reden oder zulassen, plant nicht mehr, weint, schreit und leidet Höllenqualen.
Heute kann man niemanden mehr verantwortlich machen, heute geschieht alles nur noch subtil, es schleicht sich allmählich heran und vorausgesetzt man ist wach, nimmt man es zumindest frühzeitig? genug wahr. Doch auch dann, wohin als vogelfreier Mensch? Verfolgt es einem ebenso wie vor 100 Jahren.
Sie wollen kein InSich mehr sein, wollen vor sich selbst fliehen. Können das Unbegreifliche einfach nicht mehr fassen, halten weiterhin dran fest, reagieren völlig falsch und kopflos und manövrieren sich dabei mehr und mehr ins eigenen Abseits. Die Kraft für alles schwindet... mehr und mehr macht sich Resignation bemerkbar, ja sie erdrückt und macht mürbe. Doch wohin nur flüchten, begleitet sie ihr Schmerz auf Schritt und Tritt? Und immer wieder die Frage nach dem: warum?
Wir wären erstaunt darüber, wenn wir feststellen würden, wer diese Menschen sind. Ist es oft der Mensch an unserer Seite, den wir überhaupt nicht mehr wahrnehmen, den wir schon längst eingetauscht haben für einen Anderen, für andere Interessen, für Freizeit, für Verpflichtungen, für Versprechungen, für Ansichten, für Spaß, für Phantasien, für Schönheit, für Geld...

Keine Kommentare: